Wie Städte das vorhandene Wissen und bereits bestehende Technologien zur Gestaltung der zukünftigen Mobilität nutzen können

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13. Juni 2017 

Das europäische Projekt Triangulum, welches zum Smart City und Communities Programm der EU gehört, umfasst die drei Vorreiterstädte Eindhoven (NL), Manchester (UK) und Stavanger (NO) sowie die Nachfolgestädte Leipzig (DE), Sabadell (ES) und Prag (CZ). Das Projekt besteht aus 22 Partnern, darunter sowohl Firmen als auch gemeinden sowie Forschungsinstitutionen wie das Institut für Arbeitswissenschaften und Technologiemanagement (IAT) der Universtität Stuttgart, dem Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) und das Fraunhofer Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS). Das gemeinsame Ziel der Partner und Vorreiterstädte ist es zu zeigen, dass durch die Integration der Technologien reichend vom Energie-, über Gebäude-, Mobilitäts- hin zum IKT-Sektor in einem Quartier signifikante Reduzierungen des Energieverbrauches und der lokalen Treibhausemissionen sowie eine Lebensqualitätsteigerung erreicht werden können. Die beteiligten Quartiere, die vernetzte kohlenstoffarme Gebeite werden sollen, sind das Eckart Vaartbroek Viertel, das ehemalige Philipps Industriegebiet Strjip-S (Eindhoven), der „Corridor“ in Manchester, ein 2 Kilometer langes Gebiet, das Universitäten und medizinische Forschungseinrichtungen berherbergt und das Paradis/HillevaqViertel in Stavanger. Das Projekt startete im Jahre 2015 und wird bis Januar 2020 andauern.

Eine der Forscherinnen und Teil der Koordinierungsgruppe, Marielisa Padilla, analysiert im Moment wie das bisherige Wissen der Projektimplementation hin zu anderen Städten transferiert werden kann. Sie arbeitet im Moment an einem Papier über smarte Mobilität, in welchem best practices der drei Vorreiterstädte präsentiert werden (--> hier zum Paper). Wir redeten mit ihr kürzlich in einem Interview für Morgenstadt.de über die konkreten smarte Mobilitäts-Projekte innerhalb von Triangulum und über den Projektfortschritt im Allgemeinen.

 

1.    Hallo Marielisa, wie bereits erwähnt, hast du kürzlich ein Papier hinsichtlich der smarten Mobilität innerhalb des Triangulum Projektes veröffentlicht. Könntest du uns erklären warum Mobilität so ein wichtiger Bestandteil dafür ist, um ein Quartier intelligent und nachhaltig zu machen?

 

M.P.: Mobilität ist außer Frage eine der größten Probleme der Stadtverwaltungen. Es ist nicht nur eine der hauptsächlichen Luftverschmutzungsquellen, aber auch sehr teuer und trägt zu einem enormen Energieverbrauch bei. Heutzutage sind Städte komplett von Mobilitätsdynamiken und –prozessen abhängig. Wenn eine Stadt versucht sich selber zu verändern und ein Beispiel für Intelligenz und Nachhaltigkeit zu werden, ist Mobilität einer der Aspekte, die angegangen werden müssen. Mobilität ist ein komplexes Thema und muss auch dementsprechend behandelt werden. Die Frage, die Städte versuchen zu beantworten, lautet, wie das vorhandene Wissen und die bestehende Technologie benützt werden kann, um eine zukunfts-orientierte Mobilität von morgen zu gestalten.

 

 

2.    Könntest du erklären was die drei Leuchtturmstädte genau unternehmen, um ihre Mobilität in den bestimmten Quartieren nachhaltiger zu machen?

 

M.P.: Eines der hauptsächlichen Ziele der Triangulum Mobilitätsmodulen ist den Modal shift hin zu nachhaltigeren Optionen zu fördern. Dies kann im Fall Manchester durch die Implementation einer Managementdienstleistung verfolgt werden. Dieses System ist mit einer Batterie ausgestattet, die einen Motor antreibt, der für die Projektpartner Universität Manchester oder der Manchester Metropolitan Universität für den Versand zur Verfügung steht, um  die elektrische Zyklen zu unterstützen. Darüber hinaus wird die Elektrifizierung der Flotte an beiden Universitäten durch die Beschaffung und das Leasing von Elektrofahrzeugen gefördert, um das Geschäftsszenario zu überprüfen.

In Eindhoven beinhalten die Mobilitätsaufgaben den Kauf von intelligenten Ladevorrichtungen und die Entwicklung effektiver Kommunikationsmaßnahmen. Darüber hinaus werden innovativen IKT-Lösungen, um besser Parkraum managen zu können, umgesetzt.

Die Mobilitätsmodule in Stavanger schließen die Installation von IKT basierten Ladestationen für Elektromobilität in zehn Privathaushalten und einem Apartmenthaus ein. Dieses Projekt erlaubt nicht nur der umsetztenden Firma, Lyse, die Daten über das Energieverhalten und deren Einfluss auf das Netz zu gewinnen, sondern bietet auch mehr Flexibilität.

Weiterhin sind drei 12 Meter lange Elektrobusse eingekauft worden, um die Emissionsminderung im Verkehrssektor zu erreichen. Sie fahren bereits auf den Straßen Stavangers. Rogland County Rat hat dieses Projekt umgesetzt und es beinhaltet neben der Errichtung der Infrastruktur die Ausbildung der Mitarbeiter. Die Leistung der Busse wird im Moment durch ein Online-Monitoring-System analysiert.The mobility modules in Stavanger include the installation of  ICT- based charging solutions for EV mobility in ten private homes and one appartment building. This project not only allows the implementing company, Lyse, to gain data about energy consumption patterns and their effect on the grid but also gives more flexibility.

 

 

3.    In allen drei Städten werden Daten verwendet, um die eingeführten Mobilitätslösungen  zu evaluieren und zu entwickeln. Könntest du uns sagen was du bereits von den Pilotprojekten gelernt hast?

 

M.P.: Eine Reihe von Erkenntnissen wurden bislang durch die Implementation gewonnen; interessant ist, dass sich die meisten mit Verhaltensänderung beschäftigen. Beispielsweise erfordert die Förderung der Nutzung von Cargorädern von Nichtfahrradfahrern Training und Bewusstseinsweckung sowie den Willen etwas Neues auszuprobieren. Gesundheitsaspekte und Sicherheitsvoraussetzungen müssen für die Implementation berücksichtigt werden, da die Leute normalerweise eher zögerlich sind auf Fahrräder umzusteigen, wenn sie sich unsicher fühlen oder sie unsicher sind.

 

 

4. Das Triangulum Projekt begann 2015 und läuft bis 2020. Was konntet ihr bereits erreichen und was sind die kommenden Schritte innerhalb des Projektverlaufes?

 

M.P.: Die ersten drei Jahre des Projektes handeln sich um die Implementierung. Im Moment befinden wir uns im 30. Monat des Projektes. Bislang wurden die meisten Technologien bereits installiert und sie laufen bereits. Es gab sicherlich verschiedene Herausforderungen auf dem Weg, aber die elektrischen Fahrräder und Busse auf den Straßen, die Ladestationen installiert und innovative Kommunikationssysteme entwickelt zu haben, ist bereits ein großer Erfolg. Darüber hinaus haben wir realisiert, dass innerhalb dieser 2,5 Jahre Triangulums es weitere größere Auswirkungen gab wie beispielsweise die Verbesserung des Geschäftsmodelles der Elektromobilität an der MMU, wo ein zusätzliches Fahrzeug erworben wurde, da die neu eingeführten so erfolgreich waren. Oder die Einführung der Nordic Edge, einer internationalen Ausstellung über smart cities, die jedes Jahr seit dem Projektstart in 2015 stattfindet. Im Moment versuchen wir all diese breiteren begleitenden Effekte zu lokalisieren und zu analysieren, um den Wert von Triangulum allgemein in unseren Vorreiterstädten und Nachfolgerstädten und darüber hinaus zu steigern. Dies wird ebenfalls die Grundlage der Projektevaluationsphase darstellen, die auf die Implementationsphase folgt.

 

 

5.    Neben den Vorreiterstädten umfasst das Projekt drei weitere Nachfolgestädte Leipzig (DE), Sabadell (ES) und Prag (CZ). Wie plant ihr die gewonnenen Erkenntnisse von den Vorreiterstädten zu diesen Nachfolgestädten zu übertragen?

 

M.P.: Erkentnnissen der Leuchtturmstädten und durch den bilateralen Austausch relevanter Partner wie Technologieversorgern wie Lyse, Volker Wessels und Siemens, haben die Nachfolgestädte einen immensen Berg an Wissen gewonnen, der ihnen hilft ihre Ideen für die Projektimplementation zu konkretisieren. Ihre Implementationsstrategien werden Ende diesen Jahres fertig sein und wir sind schon sehr gespannt zu sehen, wie diese Städte ihre eigene Reise fortsetzen werden, um smarter zu werden.

 

Marielisa, herzlichen Dank für deine Zeit und viel Erfolg mit dem Projekt!

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TRIANGULUM

Bei TRIANGULUM entstehen Vorreiter-Konzepte für intelligente Stadtquartiere mit dem klaren Ziel diese in drei Jahren in Manchester, Eindhoven und Stavanger umzusetzen.

Hier das Paper lesen!

 

Auf dem Weg zu nachhaltiger Mobilität. Der Weg dreier Städte - Manchester, Eindhoven & Stavanger.

Von Marielisa Padilla & Sonja Stöffler 

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