POSITIV - BürgerInnen als Freunde? Potenziale von Sozialen Medien in der öffentlichen Verwaltung

Mit dem Projekt POSITIV, welches vom Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V. (vhw) gefördert wird, werden deutschlandweit Kommunen und ihre Interaktion und Kommunikation mit der Bevölkerung mit Hilfe Sozialer Medien untersucht. So stellt sich die Frage, wie Bürgerinnen und Bürger als „Freunde“ der öffentlichen Verwaltung gewonnen werden können und wie dabei Social Media zum Einsatz kommt. Ziel des Projekts ist es die Chancen und Potenziale von digitalen (sozialen) Kommunikationsformen herauszukristallisieren, die eine transparente und dialogbasierte Beziehung zwischen Verwaltung und Bevölkerung hervorbringen können.

 

#POSITIV veröffentlicht Broschüre zu nationalen Praxisbeispielen.

 

Wie nehmen Bürger*Innen die Kommunikation mit der öffentlichen Verwaltung via Social Media wahr? 

Eine Chance für Transparenz, Vertrauen und Glaubwürdigkeit?

 

Erster Workshop auf der Morgenstadt-Werkstatt 2020

Social Media in der öffentlichen Verwaltung – Mehr Schein als Sein?

Was ist die Ausgangssituation?
 

Ob Snapchat zur privaten Kommunikation unter Freunden, Facebook zur Nachrichtennutzung oder Twitter zur schnellen Information über das aktuelle politische Geschehen - Soziale Medien sind ein fester Bestandteil des Medienrepertoires vieler Deutscher (vgl. ARD/ZDF-Onlinestudie 2018). Auch politische Akteure und Behörden wie die Polizei setzen vielfach auf die einfache, schnelle, direkte und ungefilterte Kommunikation mit ihrer Zielgruppe. In vergangenen und aktuellen Krisensituationen haben zahlreiche öffentliche wie private Organisationen Facebook und Co. genutzt, u. a. um Hilfeleistungen zu koordinieren. Die Ankunft einer großen Anzahl an Geflüchteten an den Bahnhöfen in München, Frankfurt/Main oder Wien im Sommer 2015 ist dafür nur ein Beispiel (vgl. Zettl et al. 2017).

Jedoch bringt die Kommunikation über Soziale Medien für öffentliche Verwaltungen auch Herausforderungen und Unsicherheiten mit sich. Indem jede Nutzerin und jeder Nutzer selbst zum Produzent von Nachrichten werden kann, gäbe es neue Möglichkeiten, Meinungsfreiheit zu entfalten und eine (Gegen-)Öffentlichkeit herzustellen, und es würden neue Formen von gesellschaftlicher und politischer Beteiligung entstehen, so das Argument. Allerdings können unidirektionale, global vernetzte Kommunikationsplattformen, die dank mobiler Endgeräte jederzeit und von (nahezu) überall genutzt werden können, auch missbräuchlich verwendet werden (vgl. Marwick/Lewis 2017).

Im besten Fall können Soziale Medien dazu beitragen, den Dialog mit der Zielgruppe zu intensivieren, mehr Transparenz und Nähe herzustellen, die Zielgruppenorientierung zu erhöhen und dadurch einen Imagegewinn zu erzielen. Auch die öffentliche Verwaltung z. B. der Kommunen oder der Länder können von den Möglichkeiten profitieren, ihre Bürgerkommunikation über Soziale Medien zu stärken und dadurch gesellschaftliche Teilhabe zu fördern. Darüber hinaus ergibt sich für die öffentliche Verwaltung durch die Beobachtung der öffentlichen Kommunikation auf Social Media die Möglichkeit, frühzeitig auf Entwicklungen aufmerksam zu werden und sich in bestehende Diskussionen einzubringen.
 

Welches Ziel hat die Studie und welche Themenfelder werden untersucht?
 

Situativ, dynamisch und schnelllebig sind nur einige Eigenschaften der Social Media-Nutzung allgemein und in Kommunen. So eignet sich Social Media als zusätzlichen Kanal zur Informationsverbreitung, aber bietet auch das Potenzial zur Bürgerkommunikation und Interaktion. Daher ist das Ziel der Studie die aktive Nutzung von Sozialen Medien durch Kommunen zu analysieren und den Umgang mit bzw. die Lösungen für (veränderte) Zuständigkeiten und Organisationsstrukturen, Abstimmungsprozesse und Social Media-Guidelines in den Blick zu nehmen. Zudem sollen die Wirkungen von dialogoffenen Verwaltungen untersucht werden.

Beispielhaft sind einige Forschungsfragen des Projektes aufgeführt:

Wie muss die öffentliche Kommunikation über Soziale Medien gestaltet sein, um gleichzeitig attraktiv für die Zielgruppe zu sein und die Datenschutzbestimmungen einzuhalten?

Wie kann man Trolls und Störenfriede abhalten und den Dialog so moderieren, dass eine konstruktive Beteiligungskultur entsteht?

Wie kann ein aktives Community Management betrieben und mehr Bürgernähe vermittelt werden, ohne die begrenzten Ressourcen überzustrapazieren?

In Anlehnung an die hohe Komplexität des Themas werden insgesamt fünf übergeordnete Themenfelder behandelt (nähere Erkenntnisse finden sich auf unserer Website oder in der Studie):

 

Wie gestaltet sich die Vorgehensweise?
 

Ein erster Schritt stellt die Aufarbeitung und Systematisierung des Forschungsstandes und der Fachdebatte zum Einsatz Sozialer Medien in der öffentlichen Verwaltung dar, um darauf aufbauend eine Bestandsaufnahme von nationalen und internationalen Praxisbeispielen mit Fokus auf Intensität, Organisationsweise sowie Funktionalitäten in Bezug auf Social Media zu entwickeln. Im Anschluss beginnt die Feldphase, d.h. es werden Experteninterviews mit unterschiedlichen Akteursgruppen durchgeführt, die ebenfalls zu einem späteren Zeitpunkt zu einem Wissens- und Erfahrungsaustausch zur kritischen Reflektion eingeladen werden. Basierend auf all diesen Zwischenergebnissen werden im Anschluss tiefergehende Social-Media-Analysen von ausgewählten Städten, basierend auf der Bestandsaufnahme, als auch eine Online-Bürgerbefragung via städtische Social-Media-Kanäle gestreut. Im Optimalfall sollen sich Themen und Diskussionen im Zuge von Stadtentwicklungsprojekten bzw. Beteiligungsprozessen auf Social Media herauskristallisieren. Summa Summarum werden besonders aus der IAO-Perspektive Handlungsempfehlungen für öffentliche Verwaltungen zum Einsatz Sozialer Medien und neue Ansätze für die anwendungsorientierte Wissenschaft und kommunale Praxis generiert.

Alle Arbeitspakete werden in enger Abstimmung mit dem Auftraggeber erarbeitet und orientieren sich inhaltlich neben dem vom vhw festgelegten Forschungsschwerpunkt an den oben aufgeführten Themenfeldern.

Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V. (vhw)

Der vhw, ist ein gemeinnütziger Verband und hat seinen Fokus auf die Bürgergesellschaft und Governanceprozesse in Städten gerichtet. Durch Fortbildungsangebote, Forschung und Beratung sowie Bereitstellung von Informationen für Politik und Öffentlichkeitsarbeit unterstützt der Verband die Akteure vor Ort darin, sich den neuen Herausforderungen zu stellen, darauf zu reagieren und Potenziale zu nutzen. Zudem engagiert sich der Verband für die Leistungsfähigkeit der Kommunen und zur Stärkung der lokalen Demokratie.

Rolle im Projekt

Der vhw ist Auftraggeber des Projekts POSITIV und validiert die Erfolgsschritte und Meilensteine des Projekts fortlaufend. Die Umsetzung der Arbeitspakete sowie Organisation der relevanten Arbeitsschritte erfolgen in enger Abstimmung mit dem Auftraggeber. Weiterhin hat der vhw bereits vorab den Forschungsschwerpunkt gelegt und den Rahmen für POSITV vorgegeben.

Kontakt

Dr. Anna Becker
Seniorwissenschaftlerin
abecker@vhw.de

Nina Böcker
Wissenschaftlerin
nboecker@vhw.de

Universität Stuttgart – Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT)

Das Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT) der Universität Stuttgart kooperiert eng mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und verbindet mit einem tiefgreifenden Verständnis von Organisationsformen und Technologie die angewandte Forschung mit der Praxis. Im Bereich Mobilitäts- und Stadtsystemgestaltung bündelt das Institut seine Kompetenzen, um die Stadt von Morgen nachhaltig, lebenswert, wandlungsfähig und widerstandsfähig zu gestalten.

Das IAT bringt für POSITIV intensive Projekterfahrungen in der Organisationsentwicklung und der Förderung der digitalen Transformation in der öffentlichen Verwaltung sowie Methoden-Know-How und Steuerungsexpertise in Stadtentwicklungsprojekten mit.

Rolle im Projekt

Das IAT übernimmt die Grundlagenforschung sowie die Felderhebungen des Gesamtvorhabens. Es ist interner wie externer Ansprechpartner für POSITIV. Aus wissenschaftlicher Perspektive bringt das IAT seine langjährige Expertise in der innovativen Stadtsystemgestaltung sowie in der Umsetzung von Stadtentwicklungsvorhaben ein.

Kontakt

Rebecca Nell
Urban Data & Resilience
rebecca.nell@iat.uni-stuttgart.de

 

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