Digital_Logistics@LHS

© Unsplash

Digital_Logistics@LHS – Eine Citylogistik-Plattform zur Generierung nachhaltiger und raumeffizienter Warenströme in der Region Stuttgart

Mit dem Projekt Digital_Logistics@LHS, gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV), wird die Grundlage für die Entwicklung einer datenbasierten und nachhaltigen Citylogistik-Plattform gelegt. Diese soll eine Lenkung von Warenströmen über verschiedene Transportdienstleister*innen datenbasiert ermöglichen und optimieren. Dabei liegt der Fokus darauf, wie eine solche Plattform für die Stadt Stuttgart gestaltet werden kann, damit Stadtverwaltung, Wirtschaft und Bürger*innen gleichermaßen davon profitieren können. Um dieses Ziel zu erreichen, wird eine Analyse kommerzieller Warenströme und innerstädtischer Flächenpotenziale durchgeführt. Weiter wird untersucht, wer die verschiedenen Akteur*innen im City-Gefüge sind. Ziel ist die Entwicklung eines Leitbildes „Digital_Logistics@LHS“, welches aufzeigen soll, wie digital gesteuerte Warenströme unter Berücksichtigung aller Interessen der unterschiedlichen Akteur*innen genutzt und innerstädtische Logistikprozesse optimiert und nachhaltiger gestaltet werden können.

Meilenstein 1: Definition der Betrachtsungsräume 

Am 12. Januar 2022 fand im Rahmen des Projekts Digital_Logistics@LHS ein erster gemeinsamer Workshop mit der Stadt Stuttgart und dem Regional Verband Stuttgart statt. Ziel hierbei war vorrangig die Betrachtungsräume sowie die relevanten Akteure des Vorhabens zu definieren. Nach einer kurzen Einführung in die Thematik der urbanen Logistik wurden interaktiv über ein kollaboratives Tool verschiedene Fragestellungen diskutiert. Daraus folgend wurden unter anderem unterschiedliche Akteursgruppen identifiziert, welche mit der Logistikbranche in Berührung kommen – bspw. Logistikdienstleister*innen, Poststellen, Mikrohubs oder auch Bürger*innen. Außerdem war Gesprächsthema, was durch den Einsatz der digitalen Plattform am Ende erreicht werden möchte – zum Beispiel die Reduzierung des Verkehrsaufkommens in der Landeshauptstadt Stuttgart sowie die Reduzierung von Emissionen, Luftverschmutzung und Lärm, aber auch Transparenz für Verkehrsflüsse, um eine bedarfsorientierte nachhaltige Lieferung zu fördern. Somit wurde ein grundlegendes und gemeinsames Verständnis über den Betrachtungsraum des Projekts generiert.

Bürger*innenbefragung

Wie kann Logistik nachhaltiger gestaltet werden und wie sieht der innerstädtische Lieferverkehr in Stuttgart im Jahr 2035 aus? Nach der ersten Arbeitsphase, in welcher die Betrachtungsräume gemeinsam mit unseren assoziierten Partnern (Stadt Stuttgart, Regional Verband Stuttgart, Vertreter*innen der Logistikbranche), folgte nun die Einleitung der zweiten Arbeitsphase. Dabei standen drei digitale Bürger*innenworkshops im Fokus, die zusammen mit der Kreativagentur PLAN:KOOPERTAIV geplant wurden. Die Bürger*innenworkshops fanden am 9., 11. und 12. März 2022 statt.

Ziel ist es, die Bedarfe Stuttgarter Einwohner*innen zu identifizieren und gemeinsam mit diesen einen Beitrag für nachhaltige Stadtlogistik und Lieferverkehre zu leisten. Aus den drei Workshops sollen am Ende bestenfalls Kundenpfade entstehen, wie die Logistik in Stuttgart im Jahr 2035 aussehen könnte. Diese sollen als Orientierung für die Entwicklung einer digitalen Logistikplattform, welche das Projekt als Hauptziel hat, dienen.

Was ist die Ausgangssituation?
 

Stuttgart steht aufgrund der Talkessellage vor Herausforderungen hinsichtlich der Luftreinhaltung. Logistikunternehmen haben ihre Standorte am Stadtrand angesichts der geringen Flächenkapazität im Stadtzentrum, weswegen längere Transportwege zurückgelegt werden müssen. Der ins Stadtgebiet durch- und einfahrende Wirtschaftsverkehr (ca. 25-30 Prozent des Gesamtverkehrsaufkommens) verursacht nicht nur hohe Luftverschmutzung, sondern führt auch zu Überlastung des Straßennetzes. Auch während der Corona-Pandemie hat sich dies nicht verändert. Stuttgart gehört mit 60 Paketen/Einwohner:in im Jahr zu den Städten mit dem höchsten Paketaufkommen, welches durch ein verändertes Bestellverhalten im Endkund*innenbereich weiter ansteigen wird. Daraus folgend wird nicht nur der Schadstoffausstoß zunehmen, sondern auch die Konkurrenz um Flächen und Verkehrsinfrastruktur – eine Studie vom Fraunhofer IAO im Stadtgebiet Stuttgart hat ergeben, dass während der Paketzustellung bereits heutzutage über 50 Prozent der Lieferfahrzeuge widerrechtlich in zweiter Reihe, auf Fahrradwegen oder im Halteverbot abgestellt werden. Flächensparendere Alternativen wie beispielweise Lastenräder werden in der Innenstadt Stuttgarts schon erprobt. Nachteil hierbei ist allerdings der erhöhte Flächenbedarf zur Einrichtung von innerstädtischen Umschlags- und Lagerflächen sowie der erhöhte Aufwand für die Logistikdienstleistenden. Flächen zu organisieren, Warenströme und alternative Zustellformen zu identifizieren, könnte mit Hilfe einer digitalen Plattform gelingen, sodass das Ziel des Projektes Digital_Logistics@LHS ist, Potenziale dieser Möglichkeiten sowie die notwendigen Akteur*innen zu bestimmen und zu bewerten.

 

Welches Ziel hat das Projekt?
 

Bisherige Pilotprojekte zur Verbesserung der City-Logistik in Stuttgart wurden nicht akteursübergreifend, sondern isoliert umgesetzt und evaluiert. Folglich ist eine Übertragung der Ergebnisse dieser „Insellösungen“ nur schwer auf andere Räume anwendbar, sodass eine gemeinsame Vorstellung zur Umsetzung nachhaltiger Logistikkonzepte bisher fehlt. Die Zielbildentwicklung „Digital_Logistics@LHS“ im Wettbewerb #mobilwandel2035 setzt genau hier an. Das Fraunhofer IAO, die Stadt Stuttgart und der Verband Region Stuttgart streben gemeinsam an, ein Zielbild zu entwickeln, wobei digitale Technologien für die Optimierung und Koordination nachhaltiger Stadtlogistikprozesse im Fokus stehen sollen, sodass letztendlich eine digitale Plattform für den Wirtschaftsverkehr eingerichtet werden kann. Sie soll helfen, Warenströme, Lieferzeitpunkt und Umschlags- bzw. Lagerflächen nachhaltig zu steuern. Hierfür müssen die verschiedenen Akteur*innen in der Stadtlogistik identifiziert werden, um auf ihre Bedarfe und Anforderungen eingehen zu können. Deswegen sollen zusammen mit den Partner*innen folgende Fragestellungen beantwortet werden:

  • Welche grundlegenden Interessenskonflikte bestehen zwischen den Akteur*innen?
  • Welche rechtlichen Rahmenbedingungen sind jeweils zu berücksichtigen?
  • Welche versicherungstechnischen und haftungsrelevanten Fragestellungen treten in einem solchen System auf?
  • Welche Technologien decken die Nutzerbedarfe und ermöglichen eine umweltfreundliche Logistikplattform?

 

Wie gestaltet sich die Vorgehensweise?

 

Step 1:

Das Fraunhofer IAO definiert mit der Stadt und dem Verband den Betrachtungsraum und dessen Grenzen. Anschließend wird mit den assoziierten Partner*innen ein Akteursgefüge gezeichnet, welches die zu integrierenden Stakeholderinnen identifiziert. Zusätzlich wird eine zweidimensionale Vorgehensweise gewählt, die das präferierte Konsumverhalten der Bürger*innen sowie die technischen Systemfunktionsweisen analysiert und einbezieht.

Step 2:

Anhand von drei digitalen Workshops mit Stuttgarter Bürger*innen soll in Erfahrung gebracht werden, wie sich Bürger*innen eine Citylogistik-Plattform im Jahr 2035 vorstellen. Hierbei definieren die Teilnehmenden Berührungspunkte mit Logistikdienstleistungen, welche anschließend um räumliche und funktionelle Anforderungskriterien erweitert werden. Daraus entwickeln sich fünf generische Kundenpfade, welche als Orientierung für die Entwicklung einer digitalen Plattform im Rahmen des Digital_Logistics@LHS Projekts dienen.

Step 3:

Vernetzung der in Step 1 identifizierten Praxisakteur*innen in Form eines Experten*innen-Panels. Durchgeführt werden anschließend zwei Workshops unter Leitung der wissenschaftlichen Koordination. Diese sollen Interessenskonflikte diskutieren, darlegen, welche Technologien und Lösungen im Bereich der digitalen Stadtlogistik bereits vorliegen, und erörtern, inwiefern das Kund*innenerlebnis mit den aktuell verfügbaren und räumlichen Rahmenbedingungen realisiert werden kann. Zusätzlich sollen Handlungsempfehlungen für eine potenzielle Realisierung formuliert werden.

Step 4:

In einem letzten Schritt werden die Ergebnisse und das Zielbild visualisiert.

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz

Beschreibung: Das Bundesamt für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) ist verantwortlich dafür, die Menschen so gut wie möglich vor schädlichen Umwelteinwirkungen, zum Beispiel Luftverunreinigung, Strahlung, Klimaschutz etc., zu schützen. Aufgaben dabei sind die Vorbereitung gesetzlicher Regelungen, finanzielle Förderung von Wissenschaft, Entwicklung und Unterstützung bei der Umsetzung innovativer Technologien, Kommunikation für eine breite Beteiligung und Akzeptanz in der Gesellschaft sowie nationale und internationale Zusammenarbeit.

Rolle im Projekt

Das BMUV ist Initiator des Wettbewerbs #mobilwandel2035 sowie Fördermittelgeber.

Kontakt

Wettbewerbsbüro #mobilwandel2035, IFOK GmbH
mobilwandel2035@ifok.de

 

Landeshauptstadt Stuttgart

Die Stadtverwaltung Stuttgart ist mit ihrer Abteilung Wirtschaftsförderung und der Abteilung Mobilität im Projekt involviert. Das Team Wirtschaftsförderung ist dabei Ansprechtpartner:in von Ansiedlungen bis hin zum Zwischennutzungsmanagement, während sich die Abteilung Mobilität mit jeglichen Mobilitätsfragen innerhalb der Stadt Stuttgart beschäftigt.

Rolle im Projekt

Die Landeshauptstadt steht durch Wirtschaftsverkehrsbeauftragte den Wissenschaftler*innen beratend zur Seite. Weiter ist die Aufgabe, Inhalte des Projektes und das endgültige Zielbild über Medienkanäle zu streuen und dadurch weitere Partner*innen für die Umsetzung des Projekts zu gewinnen – somit kann die Stadt durch engen Kontakt zur IHK Region Stuttgart direkt bei den Wirtschaftsakteur*innen für eine Teilnahme werben.

Kontakt

Volker Zahn
Landeshauptstadt Stuttgart
Abteilung Koordination S21/Rosenstein und Zukunftsprojekte (L/OB-RZ)
Wirtschaftsverkehrsbeauftragter
volker.zahn@stuttgart.de

Wolfgang Forderer
Landeshauptstadt Stuttgart
Grundsatzreferat Klimaschutz, Mobilität und Wohnen (S/OB)
Leitung Abteilung Mobilität
Wolfgang.Forderer@stuttgart.de

Verband Region Stuttgart

Der Verband Region Stuttgart ist für die Bereiche Regionalplanung, Wirtschaftsförderung und (Nah-)Verkehr im Raum Stuttgart verantwortlich, aber auch für allgemeine Aufgaben der Regionalentwicklung.

Rolle im Projekt

Zum einen ist die Rolle im Projekt die Beratung der Wissenschaftler*innen. Zum anderen die Streuung der Inhalte des Projektes und des Zielbildes über Medien, sodass weitere Partner*innen für den Szenarioprozess und die mögliche Umsetzung des Projektes gewonnen werden können. Außerdem steht die Gewinnung von Partner*innen im Vordergrund, die sich außerhalb der Stadtgrenzen im Projekt engagieren.

Kontakt

Attila Gálity
Wirtschaftsreferent, Verband Region Stuttgart
gality@region-stuttgart.org

Institute for Enterprise Systems – Universität Mannheim

Das Institute for Enterprise Systems (InES) ist für den Forschungstransfer an der Universität Mannheim verantwortlich. Das InES verfügt über umfangreiche Erfahrungen und Referenzen zur Erforschung, Planung und Umsetzung von neuen Mobilitäts- und Logistikkonzepten, die in zahlreichen erfolgreich abgeschlossenen und noch laufenden Forschungsprojekten unter Beweis gestellt wurden. Die entwickelten digitalen Innovationen werden in reale Pilotanwendungen eingebracht.

Rolle im Projekt

Das InES bringt durch Dr. Christian Bartelt langjährige Projekterfahrung und Expertise im Aufbau digitaler Plattformlösungen in das Konsortium ein.

Kontakt

Dr. Christian Bartelt
Geschäftsführer
bartelt@es.uni-mannheim.de

PLAN:KOOPERATIV

PLAN:KOOPERATIV ist eine Kreativagentur, die an der Schnittstelle von Entscheidungsträger:innen, Planer:innen und Nutzer:innen arbeitet und dabei Raumwissen, Bedürfnisse und die Präferenzen der Menschen vor Ort in Planungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung einbezieht.

Rolle im Projekt

PLAN:KOOPERATIV hat während des Projektes eine beratende und ausführende Rolle inne, und unterstützt bei Partizipationsformaten, der digitalen und analogen Einbindung der Öffentlichkeit und bei der Konzeption sowie Moderation von Veranstaltungen und Workshops.

Kontakt

Mathias Burgbacher
Soziologe
burgbacher@plankooperativ.de